Braucht Demokratie eine Ethik?
22. Januar 2014
Vortrag im Rahmen der Reihe „Werkstattgespräche Demokratie“
Prof. Dr. Sven Jochem und Jan Obracaj
Die Frage nach einer ethischen Begründung politischer Institutionen ist fast so alt wie die Philosophie selber. Insbesondere in der Demokratie scheint die Möglichkeit der Fundierung politischer Herrschaft durch ethische Kategorien sich erfolgreich bestätigt zu haben. Allerdings wird dies in der gegenwärtigen theoretischen Debatte zunehmend angezweifelt, ja die Möglichkeit einer nicht-politischen Begründung der Politik überhaupt wird einer radikalen Kritik unterzogen. Der Grund dafür muss paradoxerweise in einem spezifischen Verständnis der Demokratie selber gesucht werden, die ja – so die intuitive Annahme – gerade die Wahrheit der Ethik in der Sphäre des Politischen offensichtlich mache.
In Ablehnung der Idee der ethischen Wahrheit lässt sich dabei eine „realistische“ Wende konstatieren, die die historische Kontingenz demokratischer Gesellschaften betont und die Kontingenz selber zum kritischen Maßstab politischer Theoriebildung erklärt. Metatheoretisch kann das zu einer Entwicklung weg von der Idee einer kritischen Theorie hin zu einer Kritik der Theorie führen. Es kann aber auch anspruchsvolle Versuche einer Rehabilitierung des Fundierungsprojektes motivieren.
Es soll gezeigt werden, wie sich die Theoriebildung an diesem Problem abarbeitet und welche Spielarten sich hier differenzieren lassen. Dabei soll die Frage angerissen werden, ob es eine Kritik an politischen Zuständen ohne ethisch motivierte Normativität eigentlich geben kann.
Mi, 22. Januar 2014, 18:00 Uhr
Universität Konstanz, Raum Y 311
Kontakt
Dr. Martin Welz iacm[at]uni-konstanz.de